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FOR TWO ONE

. written by Dby Baumann
FOR TWO ONE

Eins. Ein Jahr alt. Yua und Zayn! Am 10. August 2019 um 6.39 und 6.51 Uhr kam erst Yua Adara und dann Zayn Adamo auf die Welt. Dieser Tag, diese Geburt waren in meinem Leben das Wundervollste und gleichzeitig Schmerzvollste was ich in meinem Leben erlebte.

Ich kann es nicht in Worte beschreiben, aber ich weiss, dass das Leben ein Wunder ist. Dass das Leben ein Geschenk Gottes ist.

Ich konnte Yua und Zayn auf natürlichem Weg gebären. Ich schreibe bewusst «konnte», weil uns von Beginn an prophezeit wurde, dass dies ziemlich sicher nicht der Fall sein würde. Die Risiken seien zu gross. Und ich wusste von Beginn an, dass wenn es irgendwie möglich ist und die Voraussetzungen gut sind, ich das doch wünschte. Als wir von der Schwangerschaft der Zwillinge erfuhren, fühlte es sich an wie ein Gewinn. Aber da war auch viel Angst und Respekt - um die Baby's, die Veränderung, um unsere Familie, aber auch um mich und was mit mir und meinem Körper geschehen würde.

Die Schwangerschaft zwang mich auch hier und erst recht bei Zwillingen zu einer Liegeverordnung damit es nicht zu einer Frühgeburt kam. Nach allen Schwangerschaften bin ich zusammengerechnet nahezu ein Jahr gelegen. Rückblickend war jeder Tag, an dem ich liegen musste, wichtig. Ich habe um jeden Tag, den ich liegen musste, etwas wichtiges bekommen. Geduld. Und Vertrauen.

So wusste ich, dass wir das schaffen. Dass Gott uns Engel an die Seite stellen würde, die wir brauchen. Blicke ich auf dieses Jahr zurück, dann sind wir umgeben von einem Himmel voller Engel. Es sind Menschen, die für uns da sind, für uns beten, an uns denken.

Ein Engel war auch die Hebamme, die uns während der Geburt begleitete. Ich glaube sie war tatsächlich ein Engel, weil ich sie danach versuchte vergebens aufzusuchen um mich zu bedanken. Als die Kontraktionen einsetzten fragte sie mich: Frau Baumann was wollen sie? Und ich erwiderte ihr, dass ich gerne natürlich und ohne PDA gebären möchte. Meine bisherigen drei Geburten verliefen jeweils mit einer PDA. Sie meinte daraufhin: Gut - Sie schaffen das! Wir machen das so.

Noch nie hörte ich mich selbst so schreien, ich flehte zu Gott, dass wir das alle überleben, in meiner rechten Hand hielt ich einen Kamm, den ich mir bei jedem Weh in die Handfläche drückte (ich las kurz vor der Geburt darüber, dass das Hirn den Schmerz bei der Hand-Innenfläche als erstes wahrnimmt).

Irgendwann war der Schmerz der Kontraktionen so immens, dass ich nahezu hyperventilierte. Die Hebamme drückte mich auf dem Brustkorb aufs Bett zurück und forderte mich auf sie zu fokussieren und ruhig zu atmen. Ich musste mich konzentrieren nicht wegzutreten, das war auch der Moment, wo das ganze Team (zwei Chefoberärzte, zwei Hebammen, eine Anästhesistin, zwei Kinderärzte) im Gebärsaal um das Bett standen - und natürlich Mäni. 

Ich wusste, ich musste. Ich kann mich erinnern, wie ich mental meine Gedankenwelt so scharfstellte, dass sich ab da eine immense Kraft entwickelte. Und plötzlich ging alles ganz schnell. Ich hörte Yua's weinen und sie wurde mir in die Arme gelegt. Unsere Tochter! (Jetzt weine ich).

Für einen Moment war alles still - es war als hätte jemand die Welt angehalten. Ich musste Yua abgeben - es kamen erneut Kontraktionen. Ich weinte, weil ich nicht wusste, ob ich das Alles noch einmal schaffen würde. Eine Hebamme stand mit Yua neben mir, was mir soviel Kraft gab. Nach 12 Minuten kam Zayn auf die Welt. Ganz still. Ohne weinen. Und dann hielt ich die beiden in meinen Armen. Eines schreiend, eines staunend und Mäni und ich unendlich dankbar und glücklich. Ein Herzensmoment, der sich in unser Leben brennte. 

Diese Geburt, dieses Erlebnis, diese Grenzerfahrung gab mir für dieses vergangene Jahr enorme Kraft. Oft wenn ich dachte, jetzt kann ich vor Übermüdung und Erschöpfung nicht mehr, erinnerte ich mich an diese Geburt zurück und ich wusste: wir schaffen das.

Ich habe soviel gehadert, mit Gott gerungen und geschumpfen, und er hielt auch mich aus und schenkte mir im Gegenzug Glauben, Vertrauen und Mut.

PS: als ich diesen Text begann zu schreiben, wusste ich nicht, dass ich tatsächlich über die Geburt schreiben würde, wohl war es aber wichtig und richtig. Und ich hoffe egal, wo du gerade im Leben stehst, dich damit zu ermutigen. Dass manchmal vieles sich wie eine Schwangerschaft, oder Geburt anfühlt, dass der Glaube es zu schaffen, das Vertrauen und der Mut es ist, was uns hindurch trägt.

Awhhh, Mäni und sein Humor - ich musste so lachen... sidenote: ein Lachanfall nach einer Zwillingsgeburt nicht gäbig... ;)