Lifestyle

LOOSE

. written by Dby Baumann
LOOSE

Da war dieser Samen. Genau genommen fünf davon. Auf der Kücheninsel auf dem Schneidebrett. Ich habe sie aus einer Peperoni geklaubt. Wird es funktionieren? Behutsam legte ich einen um den anderen in meine zur kachelgeformten Handinnenfläche und ging nach draussen. Ich holte im Schopf mehrere Tontöpfe und Erde. Ich setzte die Samen in die Erde und goss Wasser darüber.

Danach stellte ich die Töpfe in unseren lichtdurchfluteten Vorratsecker neben der Küche. Das war anfangs April. Jeden Tag schaute ich vorbei und bewässerte die Erde. Mein erster Versuch Pflänzchen zu ziehen.

Vor kurzem versuchte ich auch zum ersten Mal etwas neues aus. Unverpackt einkaufen. Für einen Wocheneinkauf. Für eine Familie mit sieben Menschen. Bei uns im Städtchen gibt es nämlich so ein unverpackt Laden. 101 Gramm. Zusammen mit Brigitte - die Inhaberin - durfte ich diesen Einkauf umsetzen. Doch bevor ich darüber berichte: it all starts with a plan. Ein Wochenmenuplan.

Bild Apron

Bild Colorcombination

Bild Wochenmenuplan

Dabei habe ich nicht nur Mittag- und Abendessen berücksichtigt, sondern auch z'Morge, z'Znüni und z'Zvieri. Für den Menuplan habe ich mich von meinen Lieblings-Kochbüchern (Ottolenghi, Loumalou, Ana&Nina, Athena Calderone und Lieblings-Creators eatsgiulia, andreacapodanno, maxlamanna, chez.jorge - cha nüm höre) inspirieren lassen, weil ich gerne neues ausprobiere.

Zudem half mir die unverpackt-Liste. Die Liste mit allen Produkten, die Brigitte im Laden führt. Eine beidseitig bedruckte A4 Seite - sie hat so vieles. Eigentlich alles. Die Liste findest du hier.

Dann gings ans Gläser, Behälter und Taschen packen - weil unverpackt - und ich anschliessend ja noch auf den Markt ging. Los gehts...

Bild Gläser

Bild Leergut

Bild Einkaufen Unverpackt

Bild Unverpackt Liste

Bild 101Gramm

Samstag. Um halb neun. Ich stand alleine mit Brigitte im unverpackt-Laden. Umgeben von Gläsern, Büchsen, Dosen, Vorratsbehältern und Fässern. Ein bisschen wie im Krämer-Laden. Der Duft süss und lieblich, da der unverpackt-Laden ursprünglich das Teelädeli war resp. auch noch immer ist. Ich nahm meine Liste hervor und war gespannt. Während ich Brigitte runterlas was ich alles brauchte und sie alles wägte, abfüllte und bereitstellte, tauschten wir uns aus. Übers Leben, über Rezepte und wer hinter den Produkten steht.

Im unverpackt-Laden werden vorzugsweise lokale Anbieterinnen und Anbieter berücksichtigt. So kommt beispielsweise Quinoa aus Kernenried, die grünen Linsen aus Niederösch, Leindottersamen- und Öl aus Krauchthal, Baumnussmehl aus Lyssach und biz weiter weg der inzwischen bei uns beliebte Haselnussauftstrich aka Nutella aus Kloten, der Senf aus Mönchaltdorf. Da sind aber auch Produkte von Übersee-Projekten - wie die Mango-Fruchtbällchen (es gibt noch weitere Geschmacksrichtungen), welche die Kinder lieben (und meine Nachbarin statt Schoggi-Eier diese Bällchen den Grosskindern zu Ostern schenkte). 

Bild Unverpackt Ungestresst

Bild Abfüllen (1)

Bild Abfüllen

Bild Unverpackt Laden

Bild Fässer

Bild Tee

Bild Unverpackt

Bild Seifen
Der Kosmetikbereich... Seifen, Haarseifen, Zahnpasta in Tabform, widerverwendbare Ohrenwattestäbchen und meine neue Lieblingshaarseife. Auch Reinigungs- und Waschmittel (das Waschei ;) findest du da.

Wenn ich unsicher war, gab Brigitte mir zum probieren. Zwischenzeitlich kamen die ersten Kundinnen und Kunden. Ich hörte zu was sie bestellten und auch wir tauschten uns aus über Rezepte, Zubereitungstipps und Sauerteig-fachsimpelten ;).

Es fühlte sich so natürlich an. Ich hatte keinen Stress mit Entscheidungen (deshalb geht Mäni meist bei uns einkaufen), weil es hier einfach DEN Senf gibt und nicht hundert verschiedene. Nun war ich gespannt. Es sah nach wenig aus und was würde das kosten und würde es für die kommende Woche reichen?

Lass uns erst auf den Markt gehen.

Bild Zitronen Bio

Bild Einkaufen Markt

Bild Gemüse

Bild Pflanzen2

Auf dem Markt kaufte ich Gemüse, Früchte und Eier. Auch da - man kauft was spriesst und hierzulande reif zum ernten ist - in Bio-Qualität. Ich mag das Markttreiben. Es hat so was ursprüngliches. Man ist draussen. Trifft Menschen auf einen Schwatz. Mitten in der Altstadt. So als wäre ich in einem kleinen Städtchen im Süden und das zu Hause. 

Ich kehrte entspannt nach Hause packte aus. Mäni kam in die Küche und wollte wissen wie's war und was es kostete ;) (obwohl ich im Hause Baumann head of finance bin ;).

Der Einkauf im unverpackt-Laden bei Brigitte kostete CHF 92.70. Gemüse und Früchte beim Markt CHF 49.00. Zwölf Bio-Eier auch vom Markt CHF 6.00. Ergibt Total CHF 147.70. Ich war überrascht!

Dazu muss ich aber noch sagen - ich habe nur soviel einkauft wie wir wirklich brauchten, da der Kühlschrank sowie Vorräte zu Hause nicht leer leer war. Was im Einkauf nicht dabei ist: Windeln, Feuchttücher, Milch- und Fleischprodukte, Olivenöl & Essig, Wein und Gelati. Da würden ca. noch CHF 50.00 - CHF 100.- hinzukommen. So wären wir total bei CHF 250.00. Jetzt bist du auch überrascht? Ich auch. Positiv. 

Bild Blumen Bastkorb

Bild Volle Taschen

Es geschah jedoch etwas noch viel Bedeutenderes. Der Respekt. Die Wertschätzung. Gegenüber dem Essen. Unser Konsumverhalten ist längst nicht mehr auf einem gesunden Weg. All der Überfluss, die Aktionen, welche uns rastlos in Einkaufszentren treiben im Irrglauben Geld zu sparen. Zeit, Nerven und Benzinkosten, die darauf gehen und die Produkte an für sich, die derart zusatzverarbeitet sind, damit sie länger und noch länger halten, gefüllt mit E's (Emulgatoren), von denen wir nicht wissen für was sie gut sein sollten, eingehüllt in vielen Verpackungsschichten und Konservierungsstoffen.

Was längerfristig auf der Strecke bleibt und sich womöglich in den Krankenkassenkosten niederschlägt: unsere physische und psychische Gesundheit. Das klingt jetzt vielleicht übertrieben, aber weitergedacht glaube ich fest: da beginnt das mit dem mental load.

Bild Stressfrei Einkaufen

Ich habe nachfolgend die Vor- und Nachteile von unverpacktem Einkaufen aufgelistet...

VORTEILE von unverpacktem Einkaufen
- Entspannteres und fokussierteres Einkaufen
- Saisonal und Lokal
- Weniger Verpackung
- Weniger Entsorgungsstress (glaub mir bei 7 Menschen, it's a lot)
- Mehr Zeit, mehr Platz
- Mehr hochwertige unverarbeitete Produkte
- schönes Einkaufserlebnis
- Begegnungen mit Menschen
- Austausch von Rezepten und Wissen

Zu letzterem: Wusstest du, dass dich 2TL Leindotteröl mit dem notwendigen Omega-Gebrauch für den Tag versorgt? Und kanntest du bereits Ackerhack? Das Chrüseli-Fleisch, das kein Fleisch ist, weil aus Pflanzen - und ewig haltbar? Weiter unten mehr davon.

NACHTEILE von unverpacktem Einkaufen
- Zeit - ich bin ehrlich. Oft bin ich auf Zack & hurti schnell dies und jenes erledigen. Beim Markt kann man sich schon mal verquatschen ;) 
- Geld - so einzukaufen kostet für eine Grossfamilie ca. 20% mehr. Wobei wir die Kosten längerfristig wohl wieder einsparen, weil wir uns nährstoffreich und mit guten Nahrungsmitteln ernähren. UND: Ja, es ist eine Entscheidung.

Bild Einkaufen Geniessen

Dieser Versuchsbesuch hat mich inspiriert und ist der Auftakt für unser eigenes Baumi-Einkaufssystem. Und ein Ja um eine Entscheidung zu treffen. Nämlich, dass Gutes und Wahres wert hat (deshalb sicherlich auch etwas teurer ist), aber ich diesen Wert unseren Kindern mitgeben möchte. 

In Zwischenzeit habe ich bei Brigitte Vorrats-Fässer gekauft und wir werden mit einigen Produkten (Pasta, Reis, Couscous, Bulgur) einen eigenen unverpackt-Laden im Keller beginnen, unser eigenes kleines System und Netzwerk aufbauen und Schritt für Schritt diesen Weg gehen. Auch werde ich weiterhin bei Brigitte einkaufen gehen. Aber ich möchte hier auch ganz ehrlich sein - vollumfänglich werden wir es nicht schaffen, aber irgendwann. Spätestens wenn Mäni und ich wieder zu zweit sind.

Bild Schürze

Bild Unverpackt Einkaufen

Zurück zum Anfang. Wie es meinen Samen erging? Nach zwei Wochen spross aus den Samen kleine Blättchen, die Tag für Tag heranwuchsen. Ich sorgte ihnen gut, gab wieder und wieder Wasser und nun habe ich sie in unseren Garten gesetzt. Geschützt mit einem Schneckenkragen, weiterhin umsorgend, Wasser gebend und hoffend bald unsere eigene Peperoni zu essen.

Probiere es auch du aus, pflanze, beobachte wie etwas, das du später essen kannst, wächst und unterstütze Menschen in deiner Nähe mit ihrer Arbeit. Zusammen mit Brigitte darf ich dir mit dem Code DBY10 einen 10% Rabatt auf das gesamte Sortiment vergeben - jetzt locke ich auch dich mit einer Aktion - ha, aber es wird dir gut tun. Der Gutschein ist gültig vom 4.6. bis 11.6.22 - einfach bei der Kasse meinen Code erwähnen.

Bild Unverpackt Lokal Einkaufen

Untenan findest du mein Highlight-Rezept: Ein Quinoa-Ackerhack-Burger mit selbstgebackenen Sauerteig-Buns. Vielleicht was fürs Pfingstwochenende? Oh, und ganz ganz am Schluss - huuu, das wird lange heute, aber du hast ja nun Zeit ;) meine Entdeckungen im unverpackt-Laden, die du unbedingt probieren musst.

HAPPY LOOONG WEEKEND

Bild Schürze Seidenkinder

PS: Die Schürze ist von Seidenkinder. Ich liebe sie. Ich mag die Träger und die Taschen, in denen ich bald mein Gemüse und Kräuter vom Garten in die Küche bringe. Jede Schürze ist ein Unikat, da von Hand gestempelt und aus feinem Öko-Text Leinen genäht. Es gibt sie übrigens auch in Kindergrösse.

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Dieser Beitrag ist in Zusammenarbeit mit dem
unverpackt Laden 101 Gramm entstanden. Die Schürze ist ein Geschenk von Seidenkinder. 

Bild Sauerteig Buns

Bild Ackerhack
So sieht Ackerhack aus.

Bild Burger

Bild Vegan BurgerDas Burger-Quinoa-Ackerhack-Rezept ist eine Eigenkreation und wie so oft freestyle gekocht. Ein nahezu ähnliches Rezept findest du hier (einfach, dass ich in die Burgermischung zusätzlich Ackerhack beigegeben habe). Und sonst - einfach ausprobieren ;).

Highlight-Entdeckungen im unverpackt-Laden

Fruchtbällchen (Mango, Passion, oder gemischt), getrocknete Tomaten, Ackerhack, Kastaniencracker, Leindotteröl, Dattelriegel, Momo's, Seitan-notchicken-Nuggets